Das Naturschutzgebiet „Hain“ am Südrand von Arnstadt genießt einen guten Ruf bei den thüringer Pilzkennern. Die abwechslungsreichen Laubbaumbestände versprechen gute Funde. Nachgewiesen wurden mehrere hundert Arten. In „Die Naturschutzgebiete Thüringens“ wird auf den guten Kenntnisstand zur Pilzflora verwiesen, aber eigentlich beruht diese Kenntnis offenbar auf sehr alten Unterlagen. Der Wald steht zum großen Teil auf einem entkalkten Schotterlager des altpleistozänen Geratals. Von der ThAM wurde hier noch keine Exkursion durchgeführt.
Die benachbarte Käfernburg hat an seiner Südseite einige Quadratmeter Halbtrockenrasen, die aber in anderen Bereichen Dominanzbeständen der Steifen Trespe weichen. Dieser Teil gehört nicht zum NSG.
Nachdem es am Vortag noch bei steifem Wind geschneit hatte, zeigte sich der Exkursionstag hell, trocken und windstill. Dem entsprechend ging es gut gelaunt zu Werke. Es hatten sogar noch Pilze wie Steinpilz, Mönchskopf, Nebelkappe und Gelber Knollenblätterpilz überdauert. Das besondere Interesse galt aber den vielen kleinen Pilzen an Totholz, die man sonst gerne ignoriert. Aber sie haben ihren Reiz und im Dezember eine gute Wuchszeit.
Panellus stipticus und Hypoxylon multiforme sind Beispiele für Arten, die man gerne unbeachtet lässt.
Bei dem Stöbern an Totholz fand sich der Dickzahnige Schwammporling (Spongipellis pachyodon). Diese eigenartige und markante Erscheinung hatte niemand vorher gesehen. Es ist der dritte für Thüringen registrierte Fund.
Von der Käfernburg aus hat man einen schönen Blick über Arnstadt hinweg in das Drei-Gleichen-Gebiet.
Zwischen Moos wuchsen in ungekannter Menge Klee-Sklerotienbecherlinge (Sclerotinia trifoliorum).
Die Exkursion endete mit der Besprechung der ausgelegten Funde.
Termin: 11.11.2023 / 10:00 bis 14:00 Uhr Ort: NSG Mittelgrund bei Bad Lobenstein / MTB 5435,3 und 5435,4 Teilnehmer: 30 Exkursionsführung: Stefan Born und Bernd Rudolph
Am 11. November führte unsere vorletzte Exkursion der Pilzsaison 2023 in ein sehr interessantes Gebiet im Thüringer Schiefergebirge unweit von Bad Lobenstein. Die besondere Bedeutung dieses Naturschutzgebietes beruht zum einen auf der Tatsache, dass es sich um ein ehemaliges Militärgelände handelt, das seit 1997 weitgehend der Rückeroberung durch die Natur überlassen wurde, und zum anderen bisher mykologisch noch nie erkundet worden war. Flora und Fauna dagegen sind bereits gut erforscht, wie der interessierte Naturfreund dieser Informationstafel am „Eingang“ ins NSG entnehmen kann:
Da war es also eine sehr gute Entscheidung der ThAM, die Erstkartierung dieses vielversprechenden Gebietes vorzunehmen. Dieser Aufgabe stellten sich fast 30 fleißige und tapfere Exkursionsteilnehmer, denn es galt, den unwirtlichen Wetterbedingungen zu trotzen, die dieser Novembertag zu bieten hatte: Regen-und Graupelschauer bei 3 ° und heftiger Wind auf immerhin 600 m Höhe. Aber der Regen endete kurz nach 10.00 Uhr, so dass nach der Einweisung durch unsere Exkursionsführer Stefan Born und Bernd Rudolph aus der Saalfelder Pilzgruppe der Begehung des NSG nichts mehr im Wege stand:
In den folgenden 2,5 Stunden waren die PSV und Pilzkundigen der ThAM und einige Gäste so intensiv beschäftigt, dass sie dem Wetter kaum Beachtung schenkten, denn es gab ein für diesen späten Zeitpunkt erstaulich reichhaltiges Pilzvorkommen zu bewundern. Bereits die Vorexkursion am 03.11. durch Stefan und Bernd hatte große Hoffnungen geweckt, denn es wurden fast 50 Arten erfasst, darunter einige Raritäten wie Moor-Birkenpilz und Kiefern-Grünling:
Die Erwartungen wurden mehr als erfüllt, denn als Endergebnis der Exkursion konnten nach Abschluss der Nachbestimmungen durch die Experten insgesamt 188 Arten kartiert werden, eine sehr erfreuliche Bilanz. Darunter waren auch einige weitere, die Stefan bei einer Nachexkursion eine Woche später fand, u.a. sogar der Tintenfisch-Pilz, der ebenfalls das NSG Mittelgrund „für sich entdeckt“ hat. Dieses sehr abwechslungsreiche und weitläufige Gebiet mit einer Größe von 263 ha weist eine bemerkenswerte Vielfalt von Habitaten auf, so dass der Vergleich mit einem Mosaik oder Flickenteppich in der Natur durchaus angebracht ist. Schon die eindrucksvollen Heideflächen zu Beginn mit Hunderten von Fliegenpilzen begeisterten alle Teilnehmer:
Für die zahlreichen Gäste der ThAM an diesem Tag, darunter sogar eine Mutter mit ihrem pilzbegeisterten 11jährigen Sohn aus dem fernen Regensburg, war unsere Exkursion ein besonders eindrucksvolles Erlebnis. Ein Wermutstropfen im Freudenbecher waren allerdings die zahlreichen Kahlschlagflächen, denn auch vor dem NSG macht der Borkenkäfer keinen Halt. Aber es gibt auch noch kleinere intakte Fichtenbestände, und auf den Kahlflächen wuchern Hallimasch und Falsche Pfifferlinge, als ob sie nur darauf gewartet hätten … und auch diese Flächen wird sich die Natur, der der Mensch dort nicht mehr Einhalt gebietet, zurückholen und nach ihrem „Gutdünken“ gestalten. Das ist genau die Entwicklung, die nicht nur wir als Mykologen überaus gutheißen. Somit werden wir mit Sicherheit das NSG Mittelgrund weiterhin im Auge behalten. Am Ende der Exkursion wurde die traditionelle Fundbesprechung in verkürzter Form und den Umständen entsprechend auf eher ungewohnte Art und Weise durchgeführt:
Das tat der Auswertung jedoch keinerlei Abbruch, denn die umfangreiche Nachbereitung gehört zu jeder Kartierungsexkursion der ThAM. Die Ergebnisse wurden auch unmittelbar an das Landratsamt des Saale-Orla-Kreises in Schleiz übermittelt, wie es vereinbart worden war. Die Genehmigung zum Betreten des NSG Mittelgrund war bekanntlich etwas holprig verlaufen, aber die diesbezüglichen Hürden wurden von unserem Vorstandsvorsitzenden Jochen Girwert souverän aus dem Weg geräumt. Es wäre auch zu schade gewesen, wenn diese so erfolgreiche Exkursion nicht zustande gekommen wäre.
Text: Bernd Rudolph Fotos: Frank Langguth und Bernd Rudolph
Termin: 24.06.2023 / 10:00 bis 14:00 Uhr Ort: Urnshausen/Rhön, Kahlköpfchen / MTB 5227,3 Teilnehmer: 5 Exkursionsführung: Thomas Schindhelm
Bericht von Christine Morgner und Wolfgang Stark
Die Rhön ist für ihre tolle Landschaft, viele Orchideenarten und Spezialitäten zum Genießen bekannt. Daher starteten wir unsere Anreise zur geplanten ThAM-Exkursion am 24. Juni bereits einen Tag früher. Wir wollten in der Thüringischen Rhön noch einige Raritäten besichtigen. Die drückende Hitze hatte in den vergangenen Tagen dazu geführt, dass kaum noch Großpilzarten zu finden waren. Am 23. Juni gab es Gewitter und somit sogar starken Regen, der aber für unsere Exkursion viel zu spät auftraf. Entsprechend gering war unsere Fundliste, die fünf pilzaffine Personen zusammentrugen. Thomas Schindhelm führte uns zu den Kahlköpfen mit Horn in Urnshausen. Bei ca. 430 Höhenmetern begannen wir den Aufstieg um bei etwa 610 m einen herrlichen Ausblick auf die Kuppenlandschaft zu erhalten.
Die Tierwelt war schon recht aktiv unterwegs. So konnten wir viele Schachbrett-Edelfalter (Melanargia galathea) auf Alant sehen.
Am Aussichtspunkt verweilten wir für eine kurze Zeit und konnten einige Fachgespräche führen. Im Anschluss ging es dann im Laubwald bergab, geschützt vor den bereits wieder drückenden und schwülen Temperaturen. Dort sahen wir Basaltsteinblöcke aus ehemaligen Steinbrüchen.
Pilzarten, die wir gefunden hatten waren folgende:
Wegen der beiden vorausgegangenen Trockenjahre war ein vermeintliches feuchtes Gebiet als Exkursionsziel für den Monat September ausgewählt worden. Aber die normalerweise wasserführenden Gräben im Forst Schwansee waren ausgetrocknet – während man im Großraum Ilmenau in Pilzen „baden“ konnte, herrschte bei Erfurt Trockenjahr Nummer drei.
Wie man schon aus der Luft gut sehen kann, ist das Gebiet mit seinen schnurgeraden Wegen stark vom Menschen geprägt. Auch der Baumbestand ist mit zahlreichen Hybrid-Pappeln nicht naturnah. Es gibt aber auch bessere Bereiche, insbesondere innerhalb des Naturschutzgebietes im Westteil. Auch bemerkenswerte Pilze wurden schon gefunden, so der Silbergraue Auen-Rötling (Entoloma saundersii), eine vom Aussterben bedrohte thüringer Verantwortungsart.
Entgegen den Erwartungen – wer
wird in dieser miesen Pilzsaison überhaupt kommen ? – fanden sich in guter
Stimmung immerhin dreizehn erwartungsfrohe Teilnehmer ein. Nach Begutachtung
einiger Mitbringsel aus glücklicheren Gebieten, begann die Exkursion. Sie
dauerte vier Stunden und wird keine Mykologiegeschichte hinsichtlich
bemerkenswerter Funde schreiben. Die Liste der gefundenen Arten ist sehr kurz.
Aber die Stimmung war gut und wurde auch durch gegen Ende einsetzenden Regen
nicht getrübt.
Am Wegesrand und in den ausgetrockneten Gräben fand sich
auch viel „Kleinzeug“, das Anlass für Gespräche bot, sich aber der Bestimmung
entzog.
Am Ende der Exkursion: Überzogene Zeit und Regenschutz unter
Fichte.
Fundliste: Christine Morgner
1
Abortiporus biennis
(Bull.) Singer
Rötender Wirrling
2
Agaricus bitorquis
(Quél.) Sacc.
Stadt-Champignon
3
Amanita solitaria (Bull.)
Mérat
Stachelschuppiger Wulstling
4
Amanita strobiliformis (Paulet
ex Vittad.) Bertill.
Am 29.08.2020 war es wieder einmal so weit. Die Thüringer Arbeitsgemeinschaft Mykologie traf sich zu einer Exkursion am Wisentatal bei Schleiz. Nachdem einige ergiebige Niederschläge der Dürre in Thüringen ein Ende gesetzt hatten, fanden sich ca. 25 gut gelaunte Pilzbegeisterte ein. Die Landschaft in der Region ist geprägt von Teichen, Seen und Stauseen.
Jochen Girwert kam bereits mit einem Körbchen voller Röhrlinge an und so bekamen alle die Gelegenheit, den Satanspilz life zu erleben.
Zu Beginn gab Andreas Vesper, der freundlicherweise die Organisation übernommen hatte, die Ausdehnung des Exkursionsgebietes und den geplanten Zeitpunkt der Fundbesprechung bekannt.
Es gab etliches an Pilzen zu entdecken, aber sie wuchsen nicht überall. Der Waldboden war zwar feucht, doch die Dürre der vergangenen Monate hatte ihre Spuren hinterlassen.
An feuchteren Stellen, wie auf diesem Waldweg tat sich allerdings etwas. Die Pilzfreunde freuen sich, weil sie in der Nachbarschaft eines Mehlräslings einen winzigen Steinpilz entdeckt hatten. Ein Zeigerpilz wie im Bilderbuch.
Ein gutes Indiz dafür, dass die Pilzsaison allmählich beginnt. An diesem seltsamen Rastplatz, der mit allerlei Naturmaterialien und mit Gartenzwergen ausstaffiert war, wurden die Namen der Pilzfunde zusammengetragen, die Angelika unterwegs noch nicht vermerkt hatte.
Auf dem Rückweg trafen sich die Grüppchen wieder und die Funde wurden diskutiert. Hier ging es um einen Speisetäubling.
Wie immer wanderten viele Pilze in Schachteln und Döschen, um ihnen zu Hause mit Hilfe des Mikroskops und entsprechender Literatur einen Namen geben zu können. Die Fundliste muss am Ende schließlich genau sein.
Die Körbchen waren nicht übermäßig gefüllt, aber wer wollte, konnte auch ein paar Pilze für die Pfanne mitnehmen.