Ort: Nördlicher Teil Alter Stolberg bei Nordhausen / MTB 4431,3
Teilnehmer: 11
Exkursionsführung: Hartmut Schubert
Das Landschaftsschutzgebiet „Alter Stolberg“ gehört zum größten Teil zu Thüringen, im Osten liegen jedoch auch einige Flächen auf dem Gebiet von Sachsen-Anhalt. Der Höhenzug ist Teil der Südharzer Gipskarstlandschaft und hat eine Fläche von ca. 623,3 Hektar.
Der Kartierungsquadrant war ein Buchen Mischbestand auf Gipskarst. Das Gelände war geprägt von Steilhängen und Hohlwegen. Die Tage vor der Exkursion waren regenreich und die Vorexkursion versprach viele Funde.
Viele Wege waren aufgeweicht und im Wald war einiges an Windbruch und losen Ästen zu sehen. Wachsam, vorsichtig, aber unerschrocken wurden 125 Arten kartiert.
Manche Arten, wie der Spitzschuppige Stachel-Schirmling, waren zu hunderten zu finden.
Viele Exemplare mussten im Anschluss noch unters Mikroskop. Mit großem Ehrgeiz gab Hartmut Schubert, so noch vielen Funden einen Namen.
Exkursion 09.06.2023: NSG Schneekopfmoor und Schmücke, MTB 5330/234 Exkursion 09.06.2023: NSG Marktal und Moraste, MTB 5331/344 Exkursion 10.06.2023: Altenfeld, Oelzetal, MTB 5431/232 und 234 Am Naturfreundehaus 8. bis 11.06.2023: MTB 5431/411
Teilnehmer: Stefan Born, Stefan Fischer, Jochen Girwert, Ulrike Welle-Hauber, Andreas Vesper, Angela Günther, Thomas Rödel, Erika Ruske, Heike Schneider, Ulla Täglich, Gunnar Hensel, Angelika Stacke, Claudia Hämmerling, Klaus Haßmann, Andreas Riess, Nico Linz, Rico Zimmermann, Ingo Wagner
Wolkenstimmung auf der Hinfahrt Naturfreundehaus in Gießübel
Im bestens eingerichteten Naturfreundehaus in Gießübel trafen sich 18 Pilzfreunde aus Thüringen, Sachsen-Anhalt, Bayern und Sachsen zu gemeinsamen Exkursionen und zum Informationsaustausch. Sommerliche Temperaturen begleiten uns die gesamte Zeit im Thüringer Wald. Die ersten Exkursionen führten uns am Freitag auf das Dach des Gebirges in das NSG Schneekopfmoor und in das NSG Marktal und Moraste.
Die Rosmarinheide, Siebensterne, Moor-, Rausch- und Heidelbeeren blühten. Prächtige Torfmoospolster bildeten ausgedehnteTeppiche und an den Feuchtstellen fruchtete das Schmalblättrige Wollgras.
Moosbeere (Vaccinium oxycoccus)
Rosmarinheide (Andromeda polifolia)
Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea)
Rauschbeere (Vaccinium uliginosum)
Siebenstern (Trientalis europaea)
Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum)
Wildschweine zeigten K. Haßmann nahe einer Fichte unter einer Grasscholle Hirschtrüffelfruchtkörper, die er als Kleinwarzige Hirschtrüffel (Elaphomyces granulatus) identifizierte. Jahreszeit und Trockenheit bedingt zeigten sich unter den Großpilzen leider eher wenige typische Moorbegleiter. Von den kleineren schon bestimmten Spezies sind folgende Arten erwähnenswert: Godronia urceolus, an dünnen, toten ansitzenden Ästchen einer kleinen Birke. Bei dem Wind waren die Fruchkörper bereits exsikkiert, aber durch die fädigen Sporen passender Länge, den amyloiden Ascusporus und die rauen Haare gut zuzuordnen (T. Rödel). Urocystis trientalis, ein Brandpilz an Siebenstern (G. Hensel), Hyalopsora aspidiotus – ein Rost am Eichenfarn, Wiederfund nach 30 Jahren und der Schleimpilz Cribraria filiformis, Zweitfund für Thüringen und ebenso für Deutschland, laut pilze-deutschland.de (U. Täglich).
In den Naturschutzgebieten „Schneekopfmoor“ und „Marktal und Moraste“
Sumpfhäubling (Galerina paludosa)
Godronia urceolus (3 Fruchtkörper)
Abgestutztes Fadenkeulchen (Vibrissea truncorum)
Am zweiten Tag rollten wir nach Altenfeld und sammelten unter schattigen Mischwäldern in und an der Oelze.
Fomes fomentarius an Buche
Breitblättriges Knabenkraut (Dactyloriza mayalis)
Allein hier konnten drei Vibrissea-Arten an Laubholzästen in und am Bächlein aufgesammelt und bestimmt werden: Vibrissea flavovirens, Vibrissea truncorum und Vibrissea catarhyta. Letztere wurde bisher nur selten in Thüringen nachgewiesen! (A. Günther, I. Wagner). Als weitere Raritäten sind Leptosporomyces fuscostratus (Zweitfund Thüringen / T. Rödel), Sphaerobasidium minutum (Erstfund Thüringen / A. Günther, T. Rödel), Linospora saligna (C. Hämmerling) und Massariosphaeria mosana (wahrscheinlich Erstfund für Thüringen / A. Günther, P. Püwert) zu nennen. Von den größeren Pilzen ist der Dornige Stachelbart, Hericium cirrhatum zu erwähnen (S. Born, K. Haßmann).
Ingo Wagner kümmerte sich um die ihm mitgebrachten Weichbecherlinge, nahm Lachnum nudipes an Filipendula, Pyrenopeziza atrata an Fallopia japonica, Mollisia ventosa (submers), Mollisia phalaridis und Hyalosypha bulbopilosa unter Rinde in die Thüringer Pilzdatenbank auf. Auch bisher nicht häufig in Thüringen gefundene Pflanzenpilze, wie der Bärwurzrost (Nyssospora echinata), der Falsche Gierschmehltau (Plasmopara nivea) und die Heidelbeer-Nacktbasidie (Exobasidium myrtilli) gingen in die Kartierung mit ein (A. Günther).
Am Nachmittag und abends wurde mikroskopiert, gefachsimpelt, Literatur und Daten ausgetauscht.
Grillmeister Klaus und Stefan
Abendessen im Freien …
… und auch das gehörte dazu
Die kulinarische Selbstversorgung war hervorragend. Abends wurde gegrillt. Kartoffel-, Gurken-, Tomaten-, Pilzsalate, diverse Brotsorten und Kräuterbutter nebst eingelegten Fichtenreizkern verwöhnten die Gaumen – eine gelungene Veranstaltung! Ein herzliches Dankeschön an alle – insbesondere an Andreas Vesper!
Text: A. Günther & A. Vesper Fotos: S. Born, A. Günther, C. Hämmerling, K. Haßmann, G. Hensel, Naturfreundehaus „Thüringer Wald“, T. Rödel, H. Schneider, A. Vesper Für Korrekturhinweise bedanken wir uns recht herzlich bei P. Püwert.
Nach der langen Winterszeit gab es offenbar wieder Lust auf Pilzsuche. Unter „internationaler“ Beteiligung aus Hessen und Sachsen-Anhalt ging es erwartungsfroh ins Exkursionsgebiet. Dieses bietet sehr schöne Rotbuchenwälder auf Kalk.
Abb.: Jechaburg, der schön gelegene Ortsteil von Sondershausen
Abb.: Gute Ausbeute an Maipilzen
Die frohen Erwartungen auf viele Pilzfunde wurden etwas enttäuscht. Zwar gab es viele Maipilze, aber das Artenaufkommen war insgesamt verhalten. Davon hat sich niemand die Laune verderben lassen. Es gab mit dem Dungbewohner Pseudombrophila ripensis doch noch einen seltenen Fund. Diese Art wurde schon im März 2023 bei der Wanderslebener Gleiche gefunden. Zurzeit gibt es in Pilze-Deutschland aber nur vier Einträge bundesweit.
Abb.: Pseudombrophila ripensis (Foto Wieschollek). Die Fruchtkörper können an eine Geopora-Art erinnern
Bericht Stefan Born, Fotos Frank Langguth und Stefan Born
Teilnehmer: Angelika Stacke, Ulrike Welle-Hauber, Klaus Hassmann, Bodo Wagner, Jochen Girwert, Frank Langguth, Stefan Born (Exkursionsleiter) und 6 Gäste
Diese Exkursion stand auf wackeligen Beinen. Am Wochenende zuvor hatte es knapp 20 cm geschneit. In der folgenden Woche setzte Tauwetter ein und der Schnee schmolz bis auf wenige Flecken.
Der Buschfunk rätselte die ganze Woche, ob die Exkursion stattfinden oder doch rechtzeitig abgesagt werden soll.
Nachdem die Wettervorhersage prognostizierte, dass es erst gegen Abend schneien soll, fanden sich bei doch schon am Vormittag einsetztendem leichten Schneefall 13 mutige Pilzenthusiasten beim Parkplatz der Schlossallee am Geraer Stadtwald ein.
Die Wahl auf dieses Waldstück fiel schon im Januar diesen Jahres, da dort aus Gründen des Naturschutzes eine beachtliche Anzahl von Laubbäumen, meist Buchen, gefällt und zum Verrotten liegen gelassen wurden.
Wir hofften auf eine große Baumpilz-Vielfalt und wurden nicht enttäuscht.
Dem Hinweis des Pilzfreundes Frank Büttner folgend suchten wir das Highlight des Tages auf, den Igel-Stachelbart – Hericium erinaceum, einen stark gefährdeten Rote Liste-Pilz der Kategorie 2.
Besprechung der Funde
Erwähnenswert wäre noch dieser farbenfrohe Rotköpfige Schleimpilz – Trichia decipiens.
Gruppenfoto
So kamen rund 50 Kartierungseinträge zusammen. Und das, obwohl die meisten Menschen meinen, im Winter gäbe es keine Pilze.
Im vermeintlichen Niemandsland am Rande zu Sachsen-Anhalt liegt ein bei Botanikern sehr bekanntes Naturschutzgebiet. Der Bottendorfer Hügel (auch Bottendorfer Höhen) ist ein langgestreckter Magerrasenkomplex und es war von vornherein klar, dass wir nur einen kleinen Teil von alldem sehen würden. Wir hielten uns fast nur auf dem „Leimberg“ auf.
Kleines Knabenkraut Foto: Jochen Girwert
Der Bottendorfer Hügel wird einmal im Jahr das Ziel zahlreicher Besucher, nämlich wenn im Frühjahr tausende Pflanzen des Kleinen Knabenkrauts (Orchis morio) blühen. Im Sommerhalbjahr wird es einfach nicht langweilig, während die Flächen im Winter karg und windexponiert sind.
Hier wurde Kupfer abgebaut; man findet heute auch noch Abraum. Das Gebiet ist ausgesprochen trocken. Es wurde wegen der geringen Oberbodenauflage stets notgedrungen extensiv bewirtschaftet. Somit handelt es sich in mehrfacher Hinsicht um einen ungewöhnlichen Standort. Pflanzen und Pilze müssen mit steppenartigem Klima und vielfach mit metallbelastetem Boden klar kommen.
Trotz der Bekanntheit des Bottendorfer Hügels findet man nur wenige Funddaten von Pilzen. Bekannt ist, dass es zahlreiche Magerkeitszeiger, insbesondere Saftlinge gibt. Hinzu kommen zahlreiche Bauchpilze, die in das steppenartige Klima passen.
Man würde erwarten, dass unter dem extremen Klima nur wenige und kleine Pilze zu finden sind. So ist es aber nicht – man begegnet mit Hasenstäubling, Riesenschirmpilz und verschiedenen Champignonarten auch oft großen stattlichen Pilzen.
Welche Funde würde unsere Exkursion gegen Ende der eigenwilligen Pilzsaison 2022 bringen?
Findungsphase am Exkursionsbeginn Foto: Christine Morgner
Großer Scheibenbovist (Disciseda bovista) Foto und Mikromerkmale: Christine Morgner
Kleiner Scheibenbovist (Disciseda candida) Foto und Mikromerkmale: Christine Morgner
Man muss erst einen Blick für diese kleinen unauffälligen Pilze entwickeln. Man sieht sie auch nur auf extrem trockenen Standorten. Die Fruchtkörper befinden sich auf einer Unterlage, der Scheibe. Dabei war es die Scheibe, welche lange oben lag. Erst am Ende der Fruchtkörperentwicklung drehen sich die Pilzchen. Das ist eigenartig.
Bei Trockenheit hebt dieser Erdstern Sternarme, aber sozusagen nur bis zur Schulter, während der folgende Zitzen-Erdstern seine Sternarme bis über den Kopf heben kann.
Auf dem Bottendorfer Hügel fand sich bislang nur ein Standort mit einer Handvoll Fruchtkörper. Dort kommt die Art gemeinsam mit Großem Scheibenbovist und Kleinem Erdstern vor.
Brandpilz Microbotryum major Fotos: Christine Morgner
Diesem stark gefährdeten Brandpilz an Ohrlöffel-Leimkraut begegnet man auf dem Bottendofer Hügel stets mehrfach, sofern man auch phytoparasitische Pilze beachtet.
Fundbesprechung Foto: Christine Morgner
Nach der Fundbesprechung fand diese interessante Exkursion ihr würdiges Ende in der griechischen Gaststätte am Sportplatz Bottendorf.